Genitalinfektionen, die keine STIs sind - weibliche Genitalien Edition

Juckt es im Schritt oder brennt es beim Pinkeln im Intimbereich? Es ist möglich, dass du dich mit einer sexuell übertragbaren Infektion (STI) infiziert hast, aber es ist auch genauso wahrscheinlich, dass du eine andere Genitalinfektion hast. In diesem Artikel erfährst du, welche Infektionen bei weiblichen Geschlechtsorganen auftreten können.


Harnwegsinfektionen

Harnwegsinfektionen treten bei Frauen sehr häufig auf und können oft mehrmals im Leben auftreten. Keine Sorge, das ist ganz normal. In den meisten Fällen werden sie durch Bakterien verursacht, die normalerweise im Körper vorkommen, z.B. im Darmbereich oder in der Vagina. Da die Harnröhre bei Frauen sehr kurz ist, haben die Bakterien keinen langen Weg in Richtung Blase zurückzulegen und verursachen oft schmerzhafte und unangenehme Infektionen. Man kann zwischen Infektionen der unteren Harnwege (Blaseninfektionen) und Infektionen der oberen Harnwege (Nierenbeckenentzündungen) unterscheiden.

 

Wie äußern sich Harnwegsinfektionen?

Wenn du eine Harnwegsinfektion hast, können die Symptome wie folgt aussehen:

  • Schmerzen/Brennen beim Pinkeln

  • häufiges Wasserlassen, aber immer nur geringe Harnmengen

  • möglicherweise Blut im Urin

  • geruchsintensiver, dunkler/trüber Urin

  • Kältegefühl

  • eventuell Fieber

  • Harninkontinenz

In leichten Fällen geht die Infektion von alleine wieder weg. Durch die Einnahme von Antibiotika kann eine stärkere Harnwegsinfektion aber auch schnell wieder verschwinden.

 

Was sind die Ursachen und Schutzmaßnahmen?

Zu den Ursachen können neben der kurzen Harnröhre bei Frauen auch ein sinkender Östrogenspiegel im höheren Alter gehören. Östrogenbehandlungen können bei vermehrten Harnwegsinfekten im höheren Alter helfen. Jüngere Frauen sind vor allem dann häufig von Harnwegsinfektionen betroffen, wenn sie sexuell sehr aktiv sind. Du kannst einer Harnwegsinfektion durch Sex vorbeugen, indem du danach auf die Toilette gehst. So werden Bakterien, die nichts in der Harnröhre oder Blase zu suchen haben, wieder ausgespült. Aber keine Sorge, du musst nicht direkt nach dem Sex aufspringen und zur Toilette rennen. Es reicht aus, wenn du innerhalb von 30 Minuten nach dem Sex deine Blase leerst.

Weitere Tipps & Tricks:

  1. Wische nie von hinten nach vorne mit Toilettenpapier!

  2. Wasche deinen Intimbereich nie mit aggressiven Seifen oder ähnlichem.

  3. Vitamin D stärkt dein Immunsystem.

  4. Dusche statt zu baden, wenn du anfällig für Harnwegsinfekte bist.

  5. Trinke viel Flüssigkeit, um oft auf Toilette zu müssen. Fazit: Bakterien werden schneller ausgespült.

  6. Lege bei Schmerzen im Bauch oder Rücken ein Heizkissen auf.


Bakterielle Vaginose

Wie der Name bereits verrät, wird eine bakterielle Vaginose durch Bakterien verursacht. Diese Bakterien stammen meist aus dem Darmbereich und verursachen in der Scheide ein Ungleichgewicht der natürlichen Flora. Dabei geht der Bestand der gesunden Milchsäurebakterien stark zurück und sorgt so für die Vermehrung schädlicher Bakterien. Keine Sorge, das ist jedoch etwas völlig Normales, da etwa 15 bis 50% der Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter irgendwann einmal von einer bakteriellen Vaginose betroffen sind.


Symptome und Behandlung

Bei etwa der Hälfte der Betroffenen treten Symptome auf, aber oft sind bei einer bakteriellen Vaginose gar keine Symptome erkennbar. Folgende Anzeichen deuten jedoch meist darauf hin, dass du eine bakterielle Vaginose hast:

  • Brennen oder Juckreiz im Intimbereich

  • Vermehrter grauer oder weißer Ausfluss mit unangenehm fischigem Geruch

  • Oft verstärkt während der Periode oder nach dem Sex

  • pH-Wert >4,5

Eine bakterielle Vaginose kann in den meisten Fällen sehr gut mit Antibiotika oder Antiseptika behandelt werden. Die Anwendung dieser Medikamente erfolgt meist in Tablettenform, als Vaginalzäpfchen oder auch Vaginalcreme. Die Anwendung von Probiotika ist ein sinnvolles Mittel, um im Anschluss deine Vaginalflora wieder aufzubauen und zu stärken. Es kann jedoch auch schnell zu Rückfällen kommen.


Ursachen und Vorbeugung

Verschiedene Dinge können eine bakterielle Vaginose hervorrufen. Zum einen können Stress und Vitamin-D-Mangel für ein Ungleichgewicht in der Scheidenflora sorgen. Auch Sex, Rauchen oder übertriebene Intimhygiene können eine bakterielle Vaginose begünstigen.

Um vorsorglich gegen eine bakterielle Vaginose vorzugehen, solltest du eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung wählen, Stress reduzieren und Entspannungsmethoden anwenden. Verzichte auf Rauchen, übertriebene Intimhygiene mit aggressiven Pflegeprodukten wie Intimdeos oder Waschlotionen, sowie auf Scheidenspülungen oder Vaginalduschen. Es gibt extra Waschlotionen für den Intimbereich, die den natürlichen pH-Wert der Scheide stabilisieren. Am besten ist es jedoch, sich die Vulva ohne Seife zu waschen!

Atmungsaktive Unterwäsche sowie Kondome beim Sex können ebenfalls bakteriellen Vaginosen vorbeugen. Beim Toilettengang solltest du außerdem immer von vorne nach hinten wischen, damit keine Darmbakterien in deine Vagina eindringen und dort eine bakterielle Vaginose verursachen. Wasche deine Unterwäsche nur mit schonenden Waschmitteln und achte auf ein gründliches Abtrocknen deines Intimbereichs nach dem Waschen, Schwimmen oder Sport. Slipeinlagen und Tampons solltest du häufig wechseln.


Scheidenpilz (Vulvovaginalkandidose)

Scheidenpilz tritt bei Frauen, die noch nicht in der Menopause sind, sehr häufig auf, tatsächlich bei jeder Frau wenigstens einmal im Leben. Bei vier bis acht Prozent tritt er durch episodisches Auftreten sogar chronisch auf. Aber was genau steckt hinter dieser Infektion?

In den meisten Fällen wird Scheidenpilz durch Hefepilze wie Candida Albicans verursacht. Bei einem starken Immunsystem und richtiger Intimhygiene können die gesunden Milchsäurebakterien die Ausbreitung des Pilzes verhindern und er hat keine Auswirkungen auf deinen Körper. Sobald jedoch der natürliche saure pH-Wert der Scheidenflora gestört ist, kann sich der Pilz vermehren und Symptome auslösen, die je nach Stärke des Befalls stärker ausgeprägt sind. Besonders häufig tritt Scheidenpilz während der Schwangerschaft und den Wechseljahren von Frauen auf, da während dieser Zeiten starke hormonelle Schwankungen vorliegen und das Gleichgewicht der Scheidenflora dadurch leicht gestört werden kann.


Wie sehen die Symptome aus?

Meistens erkennst du einen Befall durch Scheidenpilz zuerst an einem unangenehmen Juckreiz im Intimbereich. Es können auch ein brennendes oder schmerzhaftes Gefühl beim Wasserlassen oder auch beim Geschlechtsverkehr dazukommen. Diese Symptome treten dann meist aufgrund von Entzündungen der Vagina auf, die sich durch wunde, gerötete oder gereizte Hautstellen äußern. Ein deutliches Anzeichen kann auch verstärkter, geruchloser und weiß-krümeliger vaginaler Ausfluss sein. Manchmal ist auf der Vaginalhaut auch ein weißlicher Belag sichtbar.


Wie kann Scheidenpilz behandelt werden?

Eine Pilzinfektion der Scheide wird mit Antimykotika, auch Antipilzmittel genannt, behandelt. Diese Mittel töten die schädlichen Pilze ab oder verlangsamen ihr Wachstum. In den meisten Fällen ist eine kurze, wenige Tage lange, örtliche Anwendung ausreichend. Hierzu zählen Vaginalcremes und Vaginalzäpfchen. Am besten solltest du diese vor dem Schlafengehen möglichst tief einführen und die Creme auf entzündete äußere Stellen der Vagina auftragen. Eine zweite Option ist die Einnahme von Tabletten, was besonders sinnvoll sein kann, wenn du gerade deine Periode hast.

Und wie kannst du einem Scheidenpilz vorbeugen? Da bei Pilzinfektionen der Scheide ebenso wie bei bakteriellen Infektionen der pH-Wert der Scheidenflora gestört ist, helfen die gleichen Vorbeugungsmaßnahmen wie bei einer bakteriellen Vaginose. Diese kannst du weiter oben in diesem Beitrag lesen.


Aerobe Vaginitis

Das Krankheitsbild der aeroben Vaginitis ist seit 2002 bekannt. Sie ähnelt zwar einer bakteriellen Vaginitis, ist aber dennoch abzugrenzen. Sie kann oft mit einer bakteriellen Vaginose verwechselt werden. Bei einer aeroben Vaginitis liegt eine starke Vermehrung aerober Bakterien vor, die normalerweise nur in geringer Anzahl in der Vagina vorkommen. In dieser geringen Anzahl gehören sie aber zur gesunden Scheidenflora. Nimmt ihre Anzahl überhand, gerät auch hier das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora durcheinander. Die Anzahl der schützenden Laktobazillen nimmt ab.

Symptomatisch äußert sich eine Aerobe Vaginitis durch sehr starke Entzündungsreaktionen wie gerötete und schmerzende Hautveränderungen im Intimbereich. Der vaginale Ausfluss ist bei einer aeroben Vaginitis oft dickflüssig oder schleimig und hat einen faulen oder verdorbenen Geruch, aber keinen fischigen Geruch.

Leidest du an einer Aeroben Vaginitis, ist das Risiko, dich mit einer sexuell übertragbaren Infektion anzustecken, erhöht. Da bei einer Aeroben Vaginitis oft ein Vitamin D3-Mangel beobachtet werden kann, ist die Einnahme von Vitamin D3 als Behandlungsmaßnahme möglich. Gegen akute Entzündungen können örtlich wirkende Antibiotika oder Kortison angewendet werden.


Zytolytische Laktobazillose

Im Gegensatz zu einer bakteriellen Vaginose oder einer aeroben Vaginitis ist bei einer zytolytischen Laktobazillose die Anzahl der Laktobazillen in der Scheide nicht verringert, sondern stark erhöht. Symptomatisch äußert sich diese Infektion durch ein starkes Brennen des Scheideneingangs vor der Monatsblutung. Juckreiz wird hier eher nicht bemerkt. Eine solche zytolytische Laktobazillose kann mit Vaginalduschen behandelt werden, die mit Natronlösung durchgeführt werden.


Was also tun bei Beschwerden?

Eines haben alle diese Infektionen mit sexuell übertragbaren Infektionen gemeinsam: Ohne ärztliche Abklärung kann die richtige Diagnose und damit auch Behandlung nicht eindeutig festgestellt werden. Wenn Sie ein oder auch mehrere der in diesem Beitrag genannten Symptome haben, sollten Sie einen gynäkologischen Arzt aufsuchen. Nur dort kann abgeklärt werden, was genau Ihre Beschwerden verursacht und ob es sich um eine Genitalinfektion handelt, die sexuell übertragbar ist oder nicht.

Wenn Sie mehr über sexuell übertragbare Infektionen, die sogenannten STIs, erfahren möchten, klicken Sie gerne auch durch unsere anderen Blogbeiträge. Viel Spaß beim Lesen!


 

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